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Heute ist Samstag, der 3.August.

- Der Tag, als ich kein Flugticket hatte -

Morgens um sechs Uhr stehe ich auf und packe meinen Koffer. Nach dem Frühstück holt mich ein Schnellboot ab und bringt mich nach Port Denarau. Von dort geht es mit dem Taxi nach Nadi zum Flughafen. Ich muss wieder mit dem Flugzeug nach Labasa auf Vanua Levu, dann mit dem Taxi zum civic center des Ortes, um von dort mit einem tender boat über einen zum Meer führenden Fluss auf das Kreuzfahrtschiff "Reef Endeavour" überzusetzen. Das war der Plan. Am Counter des Flughafens wusste man aber leider nichts von meinem Flug nach Labasa! Was war passiert? Nach einer dreiviertel Stunde Recherche stellte sich heraus, dass mein letzter unfreiwilliger Flug (wegen der Verspätung am Ankunftstag) über Labasa nach Taveuni vom Personal mit genau dem Ticket vorverlegt abgewickelt wurde, welches nun fehlte, da es verbraucht war. Ich betonte dass dies nicht mein Fehler sei und beantragte ein neues Ticket. Schließlich bekam ich es und erreichte diesmal rechtzeitig das Flugzeug, welches eine viertel Stunde zu früh abflog, was hier offensichtlich üblich zu sein scheint. Ein zuvor benachrichtigter Taxifahrer fuhr mich zum civic center, wo es aber keine Captain Cook-Vertretung gab. Ein paar Telefonanrufe später erfuhren wir die richtige Adresse in einem anderen Stadtteil. Dort saßen etwa dreißig ältere Herrschaften in einer Art Stadthalle und klatschten zu den Tänzen einheimischer Mädchen, die ihre Künste zu lauter Musik auf einer Bühne aufführten. Was sollte ich hier??? Dann stellte sich heraus, dass dies Passagiere meines Schiffes auf einem Landausflug waren, die schon drei Tage Schifffahrt hinter sich hatten und zu denen ich nun dazustieß. Mit dem tender boat, welches einen von Wäldern und Mangroven gesäumten Fluss entlang fuhr, erreichte ich durch die Flussmündung eine halbe Stunde später endlich mein Schiff und war froh, die nächsten vier Tage mir keine Gedanken über Verkehrsverbindungen und Tickets machen zu müssen. Die "Reef Endeavour" ist 80 Meter lang, hat drei Kabinendecks und zwei Pools . Das Personal ist sehr freundlich und ich bekomme eine Kabine auf dem obersten Deck mit zwei Fenstern mit Blick auf das Meer. Ich erkunde das ganze Schiff und werde überall auf englisch angesprochen - die meisten Gäste sind Australier. Sogar die Waschmaschinen lasse ich mir von dort schwatzenden älteren Damen erklären. Das Schiff fährt los und ich erlebe von der Reling aus einen malerischen Sonnenuntergang.

Abends werde ich als neuer Passagier zum Captains Dinner eingeladen. Der einheimische Kapitän hat eine schöne weiße Uniform an und die Damen und Herren am Tisch unterhalten sich natürlich auf englisch in ihrer gewohnten Geschwindigkeit, so dass ich das meiste nicht verstehe. Werde ich angesprochen, so versuche ich zu erahnen, was gemeint sein könnte, und ich erzähle das Übliche, woher ich bin, wohin ich reise und welchen Beruf ich habe. Das Essen ist gut und nach einer Zeit, die mir sehr, sehr lang vorgekommen ist, kann ich wieder in meine Kabine zurück.